Freitag, 27. Juli 2012

Krakenarme und ein Lichtermeer

Heute Nacht bin ich in Lima angekommen. Meine Gastfamilie hat mich sehr herzlich aufgenommen und ich habe jetzt eine peruanische Handynummer. Soweit die Fakten - was aber bisher hängen geblieben ist sind viele neue Eindrücke, und die möchte ich jetzt beschreiben!

Gegen 10:15 Uhr bin ich in Deutschland losgeflogen, zufälligerweise hatte ich einen schönen Fensterplatz und einen netten Deutesch-Amerikaner neben mir. Während dem fast zehnstündigen Flug hatte ich viel Zeit - und mein eigenes Unterhaltungssystem im Vordersitz :) Also habe ich erstmal meine Bildungslücken in aktuellen Filmen gestopft, jetzt verstehe ich mehr Internet-Memes, auf dem Programm standen u.a. "The Hunger Games" und "Thor". Dann habe ich mich an einen ZEIT-Artikel von letzter Woche erinnert, in dem der Autor ziemlich intensiv auf das puritanische Weltbild in Amerika eingegangen ist und wie es seiner Meinung nach von "Die Tribute von Panem" (Buch zu "The Hunger Games") und der "Twilight"-Saga transportiert wird. Also habe ich mir direkt noch den neuen Twilight-Film angesehen und kann nur sagen: 1. Grausamer Schmachtfetzen und 2. Wenn man darauf achtet strotzt der Film wirklich von genau diesen moralistischen Klischees ;)
Aber genug von der Filmanalyse, gegen 14:00 Uhr Ortszeit (6 Stunden zurück) bin ich dann an meinem Zwischenstopp in Atlanta angekommen. Beim Landeanflug konnte ich einen guten Blick auf die Vorstädte von Atlanta erhaschen und die Bauweise ist total anders als in Deutschland. Man hat dort praktisch nur Sackgassen, es gibt eine Hauptstraße in der Stadt und davon gehen wie Krakenarme die bewohnten Straßen ab. Dann gehen kleinere Seitenstraßen von den Armen ab und jedes Haus hat nochmal seine eigene Einfahrt, sodass ein ganzes Korallenriff entsteht - von der Gewichtung her würde ich mal auf Rot-Schwarz-Baum tippen xD Es sah tatsächlich genauso aus wie im Fernsehen (Desperate Housewives!), am Ende der Straßen befindet sich immer ein großer Kreis und man muss den ganzes Ast zurückfahren um wieder raus zu kommen.
Langsam wurde ich etwas müde, da ich in Deutschland bereits um 5:30 Uhr aufgestanden war. Um 16:40 Uhr saß ich dann auch schon im nächsten Flieger - und dieser hob mit nur einer Dreiviertelstunde Verspätung dann um 18:00 Uhr auch tatsächlich ab. Nur leider ohne meinen Koffer, der steht in diesem Moment immer noch in Atlanta -_- Zudem saß neben mir eine etwa sechzigjährige Peruanerin, die aber in den USA lebt - und ununterbrochen auf Maximallautstärke Kaugummi kaute, mit den Beinen zappelte, sie die Nägel feilte und lackierte (!) und sich darüber beschwerte, dass nicht jeder genauso viel für den Flug zahlen musste wie sie. Zuerst war ich total entnervt. Als ich aber mein Vorurteile ein bisschen zur Seite schob und mich mit ihr unterhielt, hat sie mir ganz viel von Peru und den USA erzählt und als ich dann noch erwähnte, dass ich ein halbes Jahr auf Spanisch studieren würde bestand sie darauf den ganzen Flug lang mit mir zu üben :) In den letzten zwei bis drei Stunden (wir sind etwa 6 Stunden geflogen) habe ich dann aber doch noch ein bisschen geschlafen und war entsprechend platt, als der Landeanflug auf Lima begann. Ich habe noch nie so ein riesiges Lichtermeer gesehen! Wir flogen direkt von Seite des Pazifik auf den Flughafen von El Callao (mit Lima verwachsene Hafenstadt) zu und ich konnte nichts anderes sehen als Wasser und Licht, auch als wir noch sehr weit oben waren! In diesem Moment wurde mir dann irgendwie auch klar, dass ich jetzt in echt und in Farbe in Peru war.

 Sonnenuntergang über dem Pazifik

Müde und beeindruckt verließ ich den Flieger und suchte vergeblich nach meinem Koffer bei der Gepäckausgabe. Dann musste ich anstehen, weil auch viele andere Koffer in Atlanta vergessen worden waren und meine Vorfreude wich erstmal deutlicher Frustration. Auch die ausführlichen Zollkontrollen im Anschluss zogen sich eine Weile dahin, bis ich mich schließlich durch eine Horde von Taxifahrer (Taxi!? Taxi!? Miraflores!? Barrancas!? Taxi!?) kämpfen durfte. Dort standen dann viele Menschen, die jemanden abholen wollten, und als ich Schild für Schild nach meinem Namen suchte, hörte ich auch schon Marcela, die erwachsene Tochter meiner Gastmutter, die mich rief. Sie und ihr Mann begrüßten mich sehr freundlich und brachten mich dann in ihrem Auto zu meiner Gastmutter. Mein Spanisch ließ wegen der Müdigkeit sehr zu wünschen übrig (natürlich nur deshalb xD) und ich beschränkte mich aufs Zuhören. Mein erster Eindruck von Lima war genau wie auf den Bildern die ich vorher gesehen hatte, nur roch es ein bisschen streng :) 
Auch meine Gastmutter Elena begrüßte mich sehr herzlich und ich konnte noch kurz daheim anrufen - es war in Peru mittlerweie fast 02:00 Uhr nachts, also in Deutschland schon wieder 09:00 Uhr morgens (7 Stunden Zeitverschiebung). Dann konnte ich auf mein Zimmer und bekam noch ein T-Shirt zum Schlafen geliehen - sonst hatte ich ja nichts bei mir.

 
Mein Bett

Es ist schön, dass ich hier so toll aufgenommen wurde und auch heute habe ich ein paar Sachen auf dem Plan. Gleich gibt es Mittagessen und ich treffe mich auch noch mit meinem Spanisch-Professer, aber davon erzähle ich dann bei meinem nächsten Eintrag :)